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Dorfteil Grub SG

Die spätere, planmässige Besiedlung unserer Gegend fand aus dem Raume Goldach und Rorschach statt. Goldach wird bereits im Jahre 789 urkundlich erwähnt und gehörte zu den ältesten und wichtigsten alemannischen Siedlungen unserer Gegend. Das erstmals im Jahre 850 genannte Rorschach war bereits im 10. Jahrhundert privilegierter Marktort und lag an einem der damals vielbegangenen Pilgerwege nach Rom. Die über Würzwalen, Riemen, Ettenberg, Kaien, Wiehebalmen, Langenegg, Fürtannen (Tanne), Grauenstein, Bild (St. Anton) Gonzeren, Hohen Altstätten nach Montlingen führende Reichsstrasse mag eine der von den Pilgern benützten Pilgerstrassen gewesen sein. Am Kaien zeugt eine im Wald auftauchende, mit aufrechten Steinen gepflasterte Strasse von diesem alten Pilgerweg, der zumindest bei Überschwemmungen im Rheintal benützt worden sein mag. Ob diese Strasse bereits von den Römern benützt worden ist, muss offen bleiben.
An dieser Strasse entstanden auch die ältesten Siedlungen des hinteren Gemeindegebietes, Würzwalen und Riemen. Würzwalen ist rätoromanischen Ursprunges und bedeutet Wurzelstock. Über die Ortschaft Riemen berichten frühere Chronisten, dieser Ort habe in früheren Jahrhunderten Krombach geheissen. Im Jahre 1325 wir der „hof zen Riemon“ erstmals erwähnt. Der Bach, der dort entspringt und der Goldach zufliesst, heisst heute noch Krumbach. Riemen müsste danach früher Chremen oder Chromen geheissen haben, was vom Wort Hram=Rabe herrühren könnte. Die im benachbarten Feldmoos wohnenden frühesten Siedler hiessen durchwegs Chrembler, Cramer oder Criemler waren die Vorfahren eines unserer Bürgergeschlechter (Kriemler), das seinen ursprünglichen Wohnsitz in „Chremen“ gehabt haben mag.
Viehwirtschaft und Ackerbau bildeten die Existenzgrundlage der am See wohnenden Alemannen. Mit der Vergrösserung der Ansiedlung kam auch der Drang nach mehr Boden, der durch Rodungen am Hang des Rorschacherberges und im Gebiet von Grub gewonnen werden konnte. Schon früh besass die Gemeinde Rorschach in der Grub eine Allmend oder ein Gemeinmerck, genannt das Oberholz. In diese Allmendoder Alp, wie man heute sagen würde, konnten die Bewohner von Rorschacheine genau festgelegte Anzahl ihres Viehs treiben. Ein verordneter Bannwart wachte über die Einhaltung der Allmendvorschriften. Diese Allmend lag im Gebiet Krähtobel-Weiherwies.
Nach vielen Bemühungen des Abtes werden am 22. August 1458 die Grenzen zwischen dem Gotteshaus und den Appenzellern festgelegt. Die Eidgenossen versammeln sich zu diesem Zweck in Einsiedeln. Mit diesem Entscheid wird das früher einheitliche Talgebiet zu Grub aufgeteilt und zerschnitten. Dieser Entscheid der Eidgenossen konnte die Appenzeller nicht befriedigen, da sie die Grenze des Rossbüchels als richtig ansahen und Eggersriet als zu Appenzell gehörig betrachteten. Ein Teil der Liegenschaften im Krähtobel und in der Halten lag nun auf äbtischen Gebiet, dagegen lag ein grosser Teil der Rorschacher Allmend auf dem Gebiet der Appenzeller.
Seit über 100 Jahren steht auf dem Bergkamm des Rossbüchels eine Kapelle zu Ehren der Muttergottes von Lourdes. Erbauerin der Kapelle war die fromme Jungfrau Klara Bischof, aus einem Dachdeckergeschlecht stammend und deshalb allgemein unter dem Namen „Deckers Klara“ bekannt. Klara Bischof besuchte anlässlich einer Wallfahrt nach Rankweil die Lourdeskapelle in Altenstadt. Dabei kam ihr der Gedanke, als Dank für die in Lourdes wiedererlangte Gesundheit in Grub eine Kapelle zu errichten. Bei der Ausführung des Planes tauchten von allen Seiten Schwierigkeiten auf. Die Kirchenverwaltung befürchtete Beeinträchtigung des Kirchenbesuches und damit Schmälerung der Opfereinnahmen für dieKirche. Doch es gab auch genug Leute, die Klara Bischof zu ihremVorhaben ermunterten. Am 25. Januar 1892 konnte sie auf der Höhe desRossbüchels um billigen Preis den nötigen Boden erwerben. Schon nachwenigen Tagen begann der Materialtransport. Es wurden 180 Fuder Mauersteine gebrochen und auf die Höhe geführt. Der am 23. März begonnene Bau wurde Ende Juni vollendet. Glockengiesser Egger in Staadschenkte das Glöcklein, das auf reichverziertem Handwagen nach Grubgeführt wurde, am 16. Juni seine Weihe erhielt und seine Stimme am 18.Juni erstmals ertönen liess. Egger stiftete ferner Kreuz und Knopf für das Türmlein. Die Lourdesstatue kam am 11. März aus Gröden im Tirol und fand erst eine Unterkunft im Wohnhaus der Klara Bischof. Unterfestlicher Begleitung erfolgte am 6. August die feierliche Übertragungder beiden Statuen Maria und Bernadette in die Kapelle. Der festliche Tag der Kapellweihe war der Festtag Maria Himmelfahrt, am 15. August1892. Priester und Volk zogen in Prozession zur neuen Kapelle, die vom Ortspfarrer nach einer Ansprache die kirchliche Weihe erhielt. Klara Bischof pilgerte nun täglich während 50 Jahren zu ihrem Heiligtum hinauf, wo sie für alle Anliegen der Pfarrei den Rosenkranz betete undam Glockenstrang zog. Am Tage Maria Himmelfahrt 1953 war es der Stifterin zum letzten Mal vergönnt, an der alltäglichen Andacht teilzunehmen. Es war ein Abschied für immer. In christlicherFröhlichkeit, wie sie allzeit gelebt, sah sie ihrem Ende entgegen. Am 10. September 1953 verschied sie in ihrem 95. Lebensjahr. In den Jahren1964 bis 1966 erfuhr die Kapelle eine durchgreifende Renovation mit Anbau einer Sakristei. Seither hat der Besucherstrom noch eher zugenommen und nicht wenige Brautpaare holen sich in diesem Heiligtum die kirchliche Segnung ihres Lebensbundes.

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